Cannabis: Eine Universalpflanze

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Cannabis kann mehr als viele denken: Die Pflanze ist ein wahres Multitalent und spielt nicht nur in der Medizin oder als Genussmittel eine wichtige Rolle. Wir geben einen kleinen Überblick über die verschiedenen Anwendungsfelder des grünen Allrounders.

Cannabis ist der lateinische Begriff für Hanf. Die Pflanze, die heute vor allem als Rauschmittel bekannt ist, zählt mit zu den ältesten Nutzpflanzen der Menschheit. Sie wird in der Medizin eingesetzt, aus ihren Fasern werden Seile, Taschen, Kleidung und Papier hergestellt, Teile der Pflanze finden sich in Kosmetikprodukten, während andere sogar als Plastikersatz oder Isoliermaterial zum Einsatz kommen.
Von medizinischem Cannabis spricht man, wenn Teile oder Extrakte der Pflanze dazu beitragen sollen, gesundheitliche Beschwerden zu lindern – etwa in Form von Extrakten, Blüten, Ölen oder Kapseln. Wenn Menschen Cannabis wegen des Rausches konsumieren, wird u. a. gerne von Genuss-Cannabis gesprochen. Auch hier existieren unterschiedliche Darreichungsformen: von getrockneten Blüten über gepresstes Harz (Haschisch) bis hin zu oralen Extrakten; gemeinsam ist ihnen in der Regel eine signifikante Menge THC. Werden die Pflanzenteile hingegen z. B. zur Herstellung von Stoffen oder Papier verwendet, ist von Nutzhanf die Rede.

Die Wirkstoffe THC und CBD

Wie andere Pflanzengattungen verfügt auch Hanf über Terpene und Flavonoide, die gesundheitsfördernde Wirkungen haben können. Spezifisch für Cannabis sind jedoch vor allem die 113 bisher entdeckten Cannabinoide wie CBN, CBG und die bisher bekanntesten Verbindungen Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD). CBD wurde bereits 1940 entdeckt. Es gilt u. a. als krampf- und angstlösend, hat jedoch keinerlei berauschende Wirkung. Dafür kommt es immer häufiger in Kosmetika zum Einsatz, da Studien eine entzündungshemmende und entspannende Wirkung nahelegen. Die Substanz, die der Cannabispflanze den Ruf eines Rauschmittels eingetragen hat, ist THC: Isoliert wurde es zum ersten Mal im Jahr 1964. Tatsächlich kommt es natürlicherweise nur in weiblichen, unbefruchteten Blütenständen in hoher Konzentration vor – hier kann sein Anteil bis zu 30 Prozent betragen. Im Rest der Pflanze liegt er in aller Regel jedoch unter einem Prozent. Als Nutzhanf deklariertes Cannabis darf in Deutschland einen THC-Anteil von 0,2 Prozent nicht überschreiten. Sowohl THC als auch CBD und alle anderen Cannabinoide kommen zwar natürlich vor, können jedoch auch synthetisch hergestellt werden – dann spricht man von einem Analogon. Die Wirkstoffe interagieren mit dem körpereigenen Endocannabinoidsystem (hier mehr darüber erfahren).

Welche Darreichungsformen gibt es für Cannabis zu Genuss-Zwecken?

Bisher erlaubt das deutsche Gesetz den Konsum von Cannabis zu Genuss-Zwecken ausdrücklich nicht. Wer es dennoch zu sich nimmt, tut das also illegal und meist in Joints oder über Verdampfer oder verschiedene Pfeifenarten (z. B. Pur- oder Wasserpfeifen). Verschiedene Darreichungsformen von Cannabis, z. B. getrocknete Blüten oder Haschisch, lassen sich mit und ohne Tabak konsumieren. Die tabakfreien Varianten gelten hierbei als lungenschonender. Aber auch das Versetzen von Backwaren, Lebensmitteln oder Getränken wie Tee und Kakao mit Cannabis ist eine beliebte Form des Konsums. Hier tritt die Wirkung später und meist auch unkontrollierter ein, dafür hält sie mehrere Stunden an. In Ländern wie Kanada oder den Niederlanden, in denen der Konsum bereits legal ist, sind präzise dosierte Edibles und Extrakte im Handel erhältlich.

Medizinisches Cannabis: Wo wird es eingesetzt?

Anders als Genuss-Cannabis ist medizinisches Cannabis in Deutschland seit 2017 grundsätzlich legal – Voraussetzung für die Erlaubnis ist ein ärztliches Rezept. Dieses kann ausgestellt werden, wenn eine chronische oder schwere Erkrankung vorliegt, herkömmliche Therapien bisher nicht die gewünschte Wirkung erbracht haben (oder aufgrund der Nebenwirkungen nicht zu empfehlen sind), außerdem eine Aussicht auf Linderung der Beschwerden in absehbarer Zeit durch die Cannabis basierte Medikation besteht. Zur Verschreibung sind grundsätzlich alle Ärzt:innen – mit Ausnahme von Tier- und Zahnärzt:innen – berechtigt.

Im Anschluss muss die Kostenübernahme bei den gesetzlichen Krankenkassen beantragt werden. Wem sie verweigert wird, steht jedoch immer noch der Weg des Selbstzahlens offen. Bisher betrifft dies noch einen Großteil der Patient:innen. Organisationen wie der Bundesverband pharmazeutischer Cannabinoidunternehmen e. V. (kurz: BPC) setzen sich daher u. a. für eine deutliche Einschränkung des Genehmigungsvorbehalts ein.

Bei Patient:innen ist die Inhalation von Cannabisblüten beliebt, aber auch Fertigarzneimittel wie Dronabinol oder Sativex sowie Extrakte werden – je nach Verschreibungsursache – eingenommen. Einsatzgebiete für Medizinalcannabis sind vor allem die Schmerztherapie, Angst- und Tic-Störungen, Multiple Sklerose, ADHS, Epilepsie und Krebs. Häufig kann nicht die Krankheit selbst bezwungen werden, wohl aber die Begleiterscheinungen, die Patient:innen das Leben schwer machen. So können Cannabisarzneimittel etwa bei Krebstherapien z. B. die Übelkeit und das Erbrechen lindern, die mit einer Chemotherapie einhergehen. Im Einsatz zur Schmerztherapie kann zwar nicht die Schmerzursache beseitigt, wohl aber die Wahrnehmung des Schmerzes spürbar gelindert werden.
Nebenwirkungen der verschiedenen Medikationen können u. a. Müdigkeit, Konzentrationsstörungen oder Schwindel sein.

Nutzhanf: Das Mainzelmännchen unter den Pflanzen

Als Nutzhanf schließlich gilt jedes Hanfprodukt, das weder zu medizinischen noch zu berauschenden Zwecken dient. Das reicht von Fasern für Seile oder Kleidungsstoffe über Plastikersatz bis hin zu Lebensmitteln wie Mehl, (Salat-)Öl oder geschälten Hanfsamen als Müslizutat. Aber auch hanfbasierte Kosmetika wie Seife, Shampoos oder Hautcremes zählen dazu.
Insgesamt gilt die Pflanze als hochgradig ökologisch: Anders als Baumwolle kann man bei Hanf auf aufwändige Bewässerung verzichten. Hanfplastik ist durch seine leichte Formbarkeit außerdem gut in der Produktion zu verarbeiten und ferner zu 100 Prozent biologisch abbaubar. Und die Pflanze funktioniert sogar als Baustoff: Denn Hanf ist leicht, feuerresistent und eignet sich vorzüglich als Isolationsmaterial.

Fazit:

  • Obwohl Cannabis vor allem für Rauscherlebnisse bekannt ist, kann die Hanfpflanze auf sehr viel mehr Ebenen überzeugen.

  • Medizinisches Cannabis kann bei diversen Erkrankungen zum Einsatz kommen: von Epilepsie über Multiple Sklerose bis hin zur Linderung der Begleitbeschwerden von Krebstherapien.

  • Nutzhanf bietet außerdem ökologische Alternativen zu Baumaterialien, dient als Basis für hochwertige Textilien und funktioniert sogar als Plastikersatz.

FAQ

Ist Cannabis in Deutschland legal?

Ja und nein: Medizinisches Cannabis ist seit 2017 in Deutschland unter bestimmten Voraussetzungen legal; zu Genusszwecken ist der Konsum von THC-haltigem Cannabis (noch) nicht erlaubt. 

Medizinalcannabis: Wie funktioniert Cannabis in einer Therapie?

Wer sich medizinisches Cannabis verschreiben lassen möchte, muss dazu chronische bzw. schwere Beschwerden nachweisen können. Verschreibungsberechtigt sind alle Ärzt:innen mit Ausnahme von Tier- und Zahnärzt:innen. Ist die Verschreibung erfolgt, muss die Kostenübernahme bei der gesetzlichen Krankenkasse beantragt werden. Selbstzahler:innen können das Rezept direkt in abgebenden Apotheken einlösen.

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