Nach wie vor wird die Cannabisbranche von Männern dominiert. Selbst in dieser Industrie, der man unterstellen könnte, besonders progressiv zu sein, sinkt der Anteil von Frauen sogar. Wir haben 15 Frauen ausgewählt, die das ändern wollen und die Cannabis-Branche in Zukunft noch stärker prägen werden.
In diesem Beitrag starten wir mit den ersten fünf einflussreichen Frauen, natürlich zuerst mit denen, die für die Sanity Group arbeiten:
Antonia Menzel
Director Public Affairs & Unternehmenssprecherin, Sanity Group
“Frauen sollten einfach ihrer Leidenschaft und ihrem Interesse an der Cannabispflanze folgen.”
Seit fast vier Jahren leitet Antonia die Public Affairs-Abteilung der Sanity Group. Zudem ist die studierte Politik- und Wirtschaftswissenschaftlerin die Unternehmenssprecherin der Gruppe. Seit Dezember 2019 repräsentiert sie die Sanity Group auf öffentlichen Veranstaltungen wie Messen, Konferenzen und Podiumsdiskussionen. Schon während ihres Studiums (International Business Management und Global Political Economy) in Berlin, Kassel und St. Petersburg, war es ihr wichtig, sich an der Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Politik zu bewegen. Das brachte sie beruflich in den Public Affairs-Bereich.
Gleich nach ihrem Studium hat sich Antonia auf die Gesundheitspolitik konzentriert und Kunden aus der pharmazeutischen Industrie, der Biotechnologie und Medizintechnik, aber auch der digitalen Gesundheit zu ihren Public Affairs-Aktivitäten beraten. Und obwohl das noch zu Zeiten war, bevor das Gesetz zum medizinischen Cannabis 2017 in Deutschland eingeführt wurde, hat Antonia schon die ersten Cannabisunternehmen aus den USA und Kanada zu ihrem geplanten Markteintritt nach Deutschland beraten.
Von der Beratung wechselte Antonia dann auf die Verbandsseite und arbeitete für den Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) im Bereich industrielle Gesundheitswirtschaft. Als stellvertretende Vorstandsvorsitzende im Bundesverband pharmazeutischer Cannabinoidunternehmen e.V. (BPC) und Mitglied des Vorstandes im europäischen Verband Medicinal Cannabis Europe (MCE) setzt sich Antonia Menzel auch jetzt aktiv für die Interessen der Cannabisindustrie auf nationaler und internationaler Ebene ein.
Antonia, welche Erfahrungen hast du bisher als Frau in der Cannabisbranche gemacht?
Meine Wahrnehmung ist auf jeden Fall, dass Frauen in Führungspositionen in Cannabis-Unternehmen bislang noch unterrepräsentiert sind. Nun kann man darüber spekulieren, woran das liegt. Ich glaube, dass Frauen generell seltener das Risiko einer Unternehmensgründung eingehen. Das ist ein generelles Problem in der Startup-Branche, allgemein kann man diese Risikoaversion aber auch auf die Gesellschaft übertragen. Ich habe jedoch das Gefühl, dass die Cannabis-Branche eine Industrie ist, die alle Geschlechter gleichwertig adressieren kann. Wir bei der Sanity Group haben zum Beispiel einen ausgeglichenen Männer-Frauen-Anteil in der Belegschaft. Ich glaube aber, dass da auf jeden Fall noch mehr Potenzial ist, um in der Industrie auch Frauen mehr Chancen zu geben.
Gibt es deiner Meinung nach eine besondere Verbindung zwischen Cannabis und Frauen?
Ich finde, dass Cannabis im Bereich der Frauengesundheit einen großen Mehrwert hat, schon alleine im gynäkologischen Bereich, z.B. bei der Behandlung von Endometriose. Außerdem hat sich im Bereich der Naturkosmetik die CBD-Kosmetik etabliert, die sich an gesundheitsbewusste und naturbezogene Personen richtet – vor allem Frauen.
Was möchtest du den Frauen in der Cannabis-Industrie mitgeben?
Ich bin immer dafür, dass Frauen sich nicht unterkriegen lassen sollten von der Vielzahl an Männern in diesem Business. Wenn sie eine Leidenschaft für das Thema haben, sollten sie sich nicht scheuen, einen Job in der Cannabis-Industrie anzutreten, auch wenn das eine sehr volatile Branche mit vielen Höhen und Tiefen ist. Frauen sollten einfach ihrer Leidenschaft und ihrem Interesse an der Cannabispflanze folgen.
Hast du Wünsche und Ziele, was den Cannabis-Markt angeht?
Mein Ziel ist es auf jeden Fall, dass wir zum Anfang 2024 ein gutes und final abgestimmtes Cannabis-Gesetz haben werden, sprich, dass Cannabis aus dem Betäubungsmittelgesetz herausgenommen wird, dass wir gute Regelungen zu den Cannabis Social Clubs und zum Eigenanbau haben werden, und Verbesserungen für Patient:innen im Bereich Medizinalcannabis umgesetzt werden. Mittelfristig möchte ich, dass wir dasselbe auch noch in dieser Legislaturperiode für die Pilotprojekte aus der Säule 2 schaffen.
Hast du ein weibliches Vorbild, das dich so richtig inspiriert hat?
Meine Großmutter! Sie war eine sehr starke Persönlichkeit. Sie hat früher alles gewuppt, hat drei Kinder gehabt, nebenbei einen Job gestemmt, hat noch zu Hause den Haushalt geschmissen und war Leistungssportlerin in der Leichtathletik. Eine tolle Frau, die sich trotz allem – obwohl sie den Krieg erlebt hat – nie hat unterkriegen lassen, sondern immer positiv geblieben ist und immer Stärke symbolisiert hat. Das hat mich sehr geprägt und positiv beeinflusst.
Dr. Shabnam Sarshar
Co-Founder & Vision and Production Director, FemCan GmbH
”Bedürfnisse von Frauen respektieren und ernst nehmen”
Ein Großteil der Frauenkosmetik beschränkt sich hauptsächlich auf Anti-Aging oder Verjüngung. Doch kaum jemand sieht den Alterungsprozess und die Menopause als eine natürliche und schöne Phase im Leben einer Frau. Shabnam Sarshar ist eine der wenigen, die in diesen Zeiten der körperlichen Veränderungen keinen Bedarf zur Gegenwehr, sondern vielmehr eine Möglichkeit zur Unterstützung sieht.
Dr. Shabnam Sarshar ist bereits seit mehreren Jahren im Cannabis-Business tätig und seit März 2022 Mitgründerin des Unternehmens FemCan GmbH. Als Vision und Production Director plant und entwickelt sie neue Produkte im Bereich der funktionalen Kosmetik und Frauengesundheit – Themenbereiche, denen in ihren Augen noch immer zu wenig Beachtung geschenkt wird.
Zudem soll FemCan ein Informationsportal von Frauen für Frauen werden: “Wir wünschen uns eine Welt, in der die Bedürfnisse von Frauen respektiert und ernst genommen werden. Dafür haben wir eine Plattform geschaffen, auf der Frauen von Expert:innen lernen oder anderen Frauen Rat und Hilfe anbieten können.” Aus ihrer Sicht hat medizinisches Cannabis auch für Frauen ein großes Potenzial, doch wird dieses Potenzial noch zu stark durch Regulierungen unterdrückt.
“In der indischen Mythologie gibt es eine Geschichte: Gott Shiva hat eine vernichtende Menge Gift zu sich genommen und in einer der Überlieferungen kommt ihm Pavarti, seine Gattin, mit einem Krug voll Bhang ´(traditionelles Milchgetränk mit Cannabis) zur Hilfe, um die Vergiftung zu lindern. Zudem sind es auch hauptsächlich die weiblichen Cannabispflanzen, die für die meisten interessant sind. Daher würde ich sagen, dass Cannabis und Frauen eine enge Beziehung zueinander haben.” www.femcan.com
Dr. Rachel Knox
Endocannabinologin & Spezialistin für Cannabinoid-Medizin bei Doctors Knox Inc.
“Aufklärung für die Community of Color”
Dr. Rachel Knox ist eine Spezialistin für Cannabinoidmedizin und klinische Endocannabinologin mit Abschlüssen in Medizin und Betriebswirtschaft von der Tufts School of Medicine. Ihre Expertise erstreckt sich auf funktionelle Medizin, Cannabinologie und Endocannabinologie. Zusammen mit ihrer Familie gründete sie Doctors Knox, Inc., American Cannabinoid Clinics und Pivital Edu, um die Bildung im Bereich Cannabinoidmedizin und Endocannabinoidpflege zu fördern.
Dr. Rachel ist auch eine politische und regulatorische Beraterin für Cannabis und Psychedelika. Sie setzt sich für Reformen ein, insbesondere für die Aufklärung von Communities of Color über die Rolle von Cannabis, Psychedelika und anderer Pflanzenmedizin. Sie ist Mitbegründerin und Präsidentin des Cannabis Health Equity Movement™ (CHEM) sowie Vorsitzende der Association for Cannabis Health Equity and Medicine (ACHEM) und CHEM Allyance.
In Oregon leitete sie die Oregon Cannabis Commission, ist Mitglied des Cannabis Policy Oversight Teams in Portland und des Psilocybin Advisory Board von Oregon. Sie ist außerdem Vorstandsmitglied von NuLeaf PDX und engagiert sich auf nationaler Ebene in verschiedenen Gremien, darunter die Cannabis Regulators of Color Coalition (CRCC), Doctors for Cannabis Regulation (DFCR), Minority Cannabis Business Association (MCBA), American Academy of Cannabinoid Medicine (AACM) und der US Cannabis Council.
https://doctorsknox.com/
Heidi Whitman
Global Business Development and Strategy Officer bei Swiss Queen
“Cannabinoide auch für Haustiere”
Ihr Interesse an Cannabis wurde bei Heidi Whitman durch ihren Vater geweckt, der es für seine Gesundheit nutzte. Sie beobachtete den Aufstieg der Cannabisbewegung und die Explosion von CBD-Marken in Kalifornien. Heidi und ihr Mann begannen, die Welt der Cannabinoide zu erforschen, und gründeten die Marke “The Naked Leaf”, die Produkte für Tiere und Menschen anbietet. Sie wollten eine Lifestyle-Marke für Tierliebhaber schaffen. Als sie versuchten, diese Produkte in Großbritannien zu lancieren, wurden sie von den Regulierungen der “Veterinary Medicines Directorate” (VMD) ausgebremst.
Heidi reagierte schnell und startete die Marke in den USA. Dort erkannte sie, dass es in der Branche an Aufklärung fehlte. Sie setzt sich für eine bessere Aufklärung und rechtliche Rahmenbedingungen ein, um den Einsatz von CBD bei Tieren in Großbritannien zu erleichtern. Ihr größter Stolz liegt darin, das Leben von Menschen und Tieren positiv beeinflussen zu können. Sie glaubt an die Kraft von CBD und pflanzlichen Lösungen für Gesundheitsprobleme und setzt sich leidenschaftlich für die Gesundheit von Mensch und Tier ein. Heute arbeitet die gebürtige Engländerin als Global Business Development and Strategy Officer bei Swiss Queen, einem Schweizer Forschungs- und Produktionsunternehmen im Bereich Cannabis.
https://www.swissqueen.ch/
Jamie Evans
Autorin, Sommelière und Entrepreneur mit The Herb Somm
“Die kulinarischen Seiten von Cannabis bekannt machen”
Jamie Evans, auch bekannt als The Herb Somm, ist eine renommierte Persönlichkeit in der Welt von Cannabis und Wein. Als Autorin von drei Büchern, zertifizierte Sommelière und Unternehmerin hat sie sich auf die Verbindung von Cannabis, CBD und kulinarischen Genüssen spezialisiert.
Ihr Blog und ihre Lifestyle-Marke, The Herb Somm, widmet sich der gehobenen kulinarischen Seite der Cannabisbranche und bietet eine Fülle von Informationen über infundierte Lebensmittel und Getränke. Im März 2018 wurde der Blog The Herb Somm mit “Thursday Infused” ins Leben gerufen, einer Gourmet-Veranstaltungsreihe, die verschiedene Cannabis-Köche in den USA vorstellt. Diese Bildungsveranstaltungen konzentrieren sich auf die Förderung gesunder und sicherer Möglichkeiten des Konsums von Esswaren, Cannabis und CBD-Produkten.
Jamie erlangte Bekanntheit durch ihre literarische Arbeit und ihre einzigartigen Cannakulinarik-Veranstaltungen. Neben ihren Büchern hat sie zudem noch Beiträge in renommierten Magazinen veröffentlicht, darunter Wine Enthusiast Magazine, High Times Magazine und mehr.
Zudem hat Jamie auch aktiv zur Bildung und Aufklärung über CBD und Cannabis beigetragen und ist eine angesehene Persönlichkeit in der Branche. Sie ist bekannt für ihre Bemühungen, die Verwendung von CBD und Cannabis in der kulinarischen Welt und im Alltag zu fördern.
https://www.theherbsomm.com/
Dies war Teil 1 unserer dreiteiligen Serie über die 15 einflussreichsten Frauen im Cannabis-Business. Bleibt dran, und erfahrt in den nächsten beiden Teilen mehr über zehn weitere Persönlichkeiten, u.a. über Aline Gralke und Adele Hollmann von Grashaus Projects.