Der Eigenanbau von Cannabispflanzen ist bereits in einigen Ländern legal – und Deutschland zählt ab 2024 dazu. Per Gesetz ist es in Ländern wie Luxemburg, Malta oder den Niederlanden erlaubt, eine bestimmte Anzahl von Pflanzen für den Eigengebrauch in den eigenen vier Wänden anzubauen. Jedoch hat jedes Land seine eigenen Regeln und Vorschriften, die es zu beachten gibt. Daher möchten wir in erster Linie einen Überblick geben, wo der Eigenanbau unter welchen Voraussetzungen bereits gestattet ist und wie die Regulierung in Deutschland geplant ist.
Anbau im Ausland
In Luxemburg ist es den Bürger:innen erlaubt, insgesamt vier Cannabispflanzen legal anzubauen. Eine Regel dabei ist jedoch, dass der Anbau nicht öffentlich sichtbar sein darf. Das bedeutet, dass ein “Grow” nicht in gut einsehbaren Gärten oder auf dem Balkon, sondern hauptsächlich in dafür vorgesehenen “Growboxen/-schränken” stattfinden darf.
Auch Malta gestattet seinen Bewohner:innen den Anbau von vier Pflanzen, die Regierung schreibt den Hobbygärtner:innen allerdings nicht vor, wo diese angebaut werden dürfen — im Gegensatz zu den Niederlanden, wo zwar fünf Pflanzen erlaubt sind, das Gelände allerdings eingezäunt sein muss und auch keine Geruchsbelästigung für die umgebenden Nachbar:innen darstellen darf.
In den USA ist es ähnlich wie in den Niederlanden: Das Anbaugebiet muss umzäunt sein und darf keine Belästigung für Umliegende darstellen. Allerdings ist es in einigen Bundesstaaten sogar erlaubt, bis zu 15 Pflanzen gleichzeitig anzubauen.
In Uruguay darf man zwar “nur” bis zu sechs Pflanzen pro Haushalt anbauen, doch darüber hinaus ist es möglich, einen Bestand an 480 Gramm getrocknetem Cannabis zu Hause zu lagern. Grundsätzlich gilt für alle Länder, dass der Zugang sowohl zum Endprodukt als auch zu den Pflanzen selbst für Minderjährige ausreichend zu schützen ist.
Eigenanbau von Cannabis in Deutschland
Nach dem aktuellen Cannabisgesetz (CanG) wird auch in Deutschland ab 2024 der Anbau von bis zu drei “lebenden” Pflanzen pro Person erlaubt sein. Auch für Deutschland gelten viele der Regeln wie in den anderen Ländern. Beispielsweise gibt es selbstverständlich auch hier die Pflicht für Eigenanbauer:innen, ihre Pflanzen sowie ihre Ernte vor dem Zugriff durch Minderjährige zu schützen.
Anders als in einigen Ländern wird es in Deutschland auch Cannabis Clubs geben. Hierbei handelt es sich um Vereine oder Genossenschaften, die gemeinsam den Anbau von Cannabis im geregelten Maße praktizieren können. Das Cannabis wird gemeinschaftlich produziert und anschließend an die Clubmitglieder abgegeben. Dabei darf jedoch kein gewerblicher Charakter entstehen. Konsumieren dürfen die Mitglieder allerdings nur in den eigenen vier Wänden oder innerhalb eines bestimmten Radius (Abstandsregel), die weit genug von Orten wie Schulen, Kindergärten oder öffentlichen Sportstätten entfernt ist.
Wichtig beim Anbau in Deutschland ist auch, dass das eigens angebaute Cannabis nur für den Eigenverbrauch genutzt werden darf. Jegliche Weitergabe oder gar der Verkauf des eigenen Cannabis kann weiterhin zu strafrechtlichen Folgen führen.
Mögliche Probleme & Risiken beim Eigenanbau
Auch wenn der legale Eigenanbau für viele passionierte Hobby-Grower:innen einen Segen darstellt, so birgt der Anbau der persönlichen Vorräte auch Risiken und Probleme. Um am Ende des Tages ein wirklich gutes und sauberes Produkt zu erhalten, gehört einiges an Expertise und Sorgsamkeit – beim Indooranbau zusätzlich noch einiges an Kosten.
Risiken beim Outdoor-Anbau
Zu den häufigsten Risiken und Problemen bei einem Anbau unter freiem Himmel oder in einem Gewächshaus zählt definitiv das Thema Kontamination: Bereits die falsche Wahl des Standortes kann Kontaminationen verursachen, da Pflanzen in der Lage sind, Schwermetalle und Giftstoffe aus dem Boden zu absorbieren. Diese Stoffe werden durch die Stängel der Pflanze bis in die Blüten geleitet, in denen sie sich ablagern und für Konsument:innen gesundheitsschädliche Folgen haben können.
Auch Schimmelbefall ist ein nicht zu unterschätzender Risikofaktor. Durch den Befall kann in wenigen Tagen ein Großteil der Blüten ungenießbar werden und im schlimmsten Fall weitere Pflanzen infizieren. Doch auch nach der Ernte kann durch falsche Lagerung Schimmel entstehen, der beim Konsum eine enorm gesundheitsschädigende Wirkung haben kann.
Oftmals ist auch eine unzureichende Sicherung ein Problem beim Outdoor-Anbau – ein einfacher Maschendrahtzaun ist schnell zerschnitten. Somit besteht bei geringeren Sicherheitsvorkehrungen das Risiko von Diebstahl oder dem Zugang von Minderjährigen.
Risiken beim Indoor-Anbau
Der Anbau in einem dafür vorgesehenen Schrank oder Anbau-Zelt bietet gerade für Anfänger:innen und Unerfahrene einige Risikofaktoren und Probleme, die man nicht außer Acht lassen sollte.
Ein wichtiger Punkt sind allein schon die Kosten, die durch die Nutzung einer Indoor-Anlage anfallen: Da wären einmal die Stromkosten für die künstliche Belichtung, Ab- und Zuluft sowie für den Betrieb eines Umluftventilators – in manchen Fällen kommt zusätzlich noch eine Heizung oder eine Entfeuchtungsanlage zum Einsatz. Je nach Anbaumethode muss mit weiteren Kosten für die Bewässerung gerechnet werden. Und da Pflanzen in Töpfen ihre Nährstoffe schnell aufgebraucht haben, bedarf es oftmals noch der Zugabe von Düngemitteln, die ebenfalls Geld kosten.
Bereits bei der Installation der Anlage muss sorgfältig gearbeitet werden, da hierbei Risikofaktoren entstehen können, beispielsweise durch eine falsche oder unsachgemäße Installation der Einzelteile. Falsche Verkabelungen können dabei Kurzschlüsse erzeugen und somit eine Brandgefahr darstellen. Und auch falsch angeschlossene oder undichte Bewässerungsanlagen können zu Wasserschäden führen.
Und zu guter Letzt ist auch eine Indooranlage nicht vor Kontamination geschützt. Insbesondere Schimmelbefall kann durch unsauberes Arbeiten oder unzureichende Hygiene im Anbauzelt zu einem echten Problem werden, da es sich in einem geschlossenen Raum noch schneller verbreiten kann.
Aufklärung für Eigenanbau fördern
Viele der oben aufgeführten Risiken und Probleme entstehen hauptsächlich aus Unwissenheit und fehlendem Know-How in der Pflanzenpflege oder dem Betreiben einer Anbauanlage. Um diese Faktoren so gering wie möglich zu halten, ist eine Aufklärung und Wissensweitergabe in diesem Feld unerlässlich.
Öffentlich verfügbares Wissen zu Themen wie Pflanzengesundheit, Anlagenhygiene oder die Identifikation von Schädlingen können zu einer starken Reduzierung von Missernten und gesundheitsschädlichen Blüten führen. Aber auch Anleitungen zum Betreiben eines Anbauzeltes oder visuelle Lernmaterialien zur Erkennung von Nährstoffmängeln oder -überschüssen wären durchaus sinnvoll, um den Eigenanbauer:innen einen geeigneten Leitfaden an die Hand zu geben, der Risiken minimiert.
Auch das Thema Jugendschutz könnte bei der Aufklärung viel detaillierter erläutert werden. Anstatt nur die Forderung in den Raum zu stellen, dass die Pflanzen und die Ernte unzugänglich für Minderjährige sein müssen, könnten hier direkte Vorschläge zur Absicherung von Anbauflächen oder Anbau- und Lagerschränken aufgezeigt werden.
Grundsätzlich ist zwar jede:r individuell für den Erfolg und die Qualität seines oder ihres Eigenanbaus verantwortlich. Doch nur durch das Bereitstellen und Abrufen von Informationen entsteht die Möglichkeit, einen Eigenanbau ohne größere Risiken zu praktizieren, um sich und andere nicht zu gefährden.